Berichte über Paris
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Muss man mal gesehen haben |
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Erfahrungsbericht von pandolito über Musée du Louvre, Paris
Achtmal bin ich jetzt in Paris gewesen, und erst jetzt, in der letzten Woche, habe ich es das erste Mal geschafft, in den Louvre zu gehen. Der Louvre - ein Museum der Superlative; wert, darüber einen Bericht zu schreiben.
Fangen wir an mit ein paar ...
Grundlegenden Informationen
Der Louvre liegt inmitten in Paris, zwischen Seine und Rue Rivoli im 1ére Arrondissement. Erreichbar ist er per Métro über die beiden Metrostationen Louvre - Rivoli und Palais Royal - Musée du Louvre, über die man auch direkt in den Foyerbereich gelangt (über den Bahnsteig der Linie 1 zwischen La Défense und Vincennes). Zu Fuß kommt man von allen Seiten in den zentralen Hof mit der Pyramide und von da in den Eingangsbereich.
Geschichte
Ursprünglich war der Louvre das Stadtschloß bzw. die Burg der Könige von Frankreich, 1190 erbaut als Festung in der südwestlichen Ecke der Stadtmauer, die Paris damals umgab. Bis Ludwig dem 14. residierten hier die französischen Könige; dieser entschloß sich, Versailles bauen zu lassen und zog 1678 dahin um. Danach war der Louvre natürlich noch in königlichem Besitz, wurde aber im wesentlichen als Stadtresidenz und zur Aufbewahrung der Gemäldesammlung des Königshauses genutzt. Hier gab es also schon die ersten Ansätze eines Museums, welche sich Mitte bis Ende des 18. Jh. konkretisierte. Ausgerechnet während der Zeit der ersten französischen Revolution nach 1789 beschloss die damalige Nationalversammlung endgültig, aus dem Louvre ein Museum zu machen - was angesichts der sonstigen Bilderstürmer-Manier der Revolution ziemlich beeindruckend ist.
So kommt es, dass der Louvre eines der ältesten Museen überhaupt ist.
Im Laufe der Jahrhunderte sind viele Umbauten erfolgt und wurden noch bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ganze Flügel als Ministerien genutzt. Heute ist der gesamte Louvre als Museum gewidmet, wenngleich natürlich nicht alle Bereiche für die Besucher begehbar sind - wie bei allen Museen.
Im Jahr 1989 wurde der neue Eingangsbereich mit der Pyramide auf dem Zentralhof und dem darunterliegenden riesigen Foyer eingeweiht. Damit war man erstmals in der Lage, den Besucherandrang zu bewältigen und neue Verbindungen zwischen den Flügeln zu schaffen. Seit 1998 stellt sich der 'Grand Louvre' so dar, wie man ihn heute besichtigen kann.
Die Sammlungen
Die Ausstellungsstücke im Louvre sind in mehrere Sammlungen unterteilt, die aber alle mit einer Eintrittskarte zu besichtigen sind. Als da wären: Die ägyptische Sammlung, griechische, römische, etruskische Sammlung (v.a. Skulptur), Geschichte des Louvre und der mittelalterliche Louvre (mit den Grundmauern der alten Festung), mittelalterliche europäische Skulptur, Kunsthandwerk und Kronjuwelen, Graphik (auf Anfrage zu besichtigen) und natürlich europäische Malerei bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.
Ich empfehle vor dem ersten Besuch in der Buchhandlung im Eingangsbereich das Heft 'Erster Besuch im Louvre' zu erstehen (ca. 3 EUR), wo man eine Kurzbeschreibung der wichtigsten Exponate jeder Sammlung erhält, da man sonst vor lauter Bildern und Skulpturen einfach nicht mehr erkennt, was von hohem künstlerischen und geschichtlichem Rang ist, und was nicht.
Die bekanntesten Exponate, die mir in Erinnerung geblieben sind, zähle ich einfach mal auf, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Kommentar, das könnten eigene Berichte sein:
La Giaconda (besser bekannt als Mona Lisa), die Venus von Milo, Dürers Selbstbildnis mit Distel, Krönung Napoleons I. (bekannt aus jedem Geschichtsbuch), Die Freiheit führt das Volk(dito, thematisiert übrigens nicht Jean d'Arc oder die Revolution 1789, sondern die von 1830), Selbstportraits von Rembrandt, Vermeers Spitzenklöpplerin, der Rubens-Saal für Katharina von Medici, die Echnaton-Statue in der Ägyptischen Sammlung und die Kronjuwelen der französischen Könige. Sicher habe ich viele Stücke von Weltrang jetzt nicht erwähnt, aber bei 10 Stücken sollte es gut sein, um einen Eindruck zu erhalten.
Diese einzigartige Auswahl an Kunstwerken ist für mich gleichzeitig Fluch und Segen des Louvre. Wenn man nach 3 Stunden Besichtigung bei Vermeer in einem kleinen Nebenraum ankommt, dann hat man derart viele Bilder gesehen, dass man die Einzigartigkeit dieses kleinen Bildes (24x21 cm, also kleiner als DIN A 4 !!) einfach nicht mehr erkennen mag. Man konsumiert nur noch, klappert verschiedene Etappenziele ab. Das wird den meisten bei Ihrem ersten Besuch so gehen. Deswegen sollte man spätestens beim zweiten Besuch gezielter vorgehen, eventuell vorbereitet, um bestimmte besonders interessante Epochen oder Künstler zu berücksichtigen, andere Teile oder ganze Flügel und Stockwerke aber komplett fortzulassen.
Das Gebäude
Wie schon erwähnt, ist der Louvre kein als Museum konzipiertes Gebäude, sondern war einmal ein Schloß bzw. eine Festung. Als solches ist es in einigen Bereichen durchaus noch zu erkennen, insbesondere im kunsthandwerklichen Teil, wo auch Gemächer Napoleons III rekonstruiert wurden. Dennoch gibt es Bereiche, die diesen Eindruck komplett vergessen lassen, z.B. bei den flämischen Meistern im sog. Richelieu-Flügel parallel zur Rue Rivoli.
So ergibt sich einerseits ein schöner Einblick in die Architektur dieses Baudenkmals, man wird aber auch nicht fortwährend mit der barocken Puffigkeit eines Schloßes penetriert (wie in Versailles). Diese Mischung ist hervorragend gelungen.
Das Drumherum
Essen und trinken ist in den Ausstellungsräumen nicht erlaubt - wie es sich gehört - dafür gibt es zahlreiche Bistros verteilt über alle Flügel, von Selbstbedienung bis zum ausgewachsenen Bistro mit Bedienung, wo man kleine Gerichte, Frühstück, und den unvermeidlichen Café express bekommt. Diese sind für Pariser Verhältnisse nicht überteuert.
Sitzgelegenheiten - nicht unwichtig bei ca. 12 km ablaufbarer Distanz - gibt es reichlich, zum Teil sogar in Separées, an Fensterrn oder Ausblicken in wunderschöne überdachte Höfe. Im Unterschied zum Centre Pompidou wird damit der Tatsache Rechnung getragen, dass man nicht ununterbrochen laufend so eine Museum erfassen kann.
Im zentralen Eingangsbereich unter der Pyramide gibt es eine große Buchhandlung, wo Kunstliteratur im allgemeinen angeboten wird. Sogar Architekturführer zu französischen Kathedralen und Klöstern sind hier erhältlich. Auch zu Kunst aus Epochen, die hier nicht ausgestellt sind, kann man hier Bücher erwerben. Dort, aber auch im restlichen Museum gibt es noch Andenkentresen, wo man den üblichen Krams, meist mit Mona Lisa dekoriert, erstehen kann. Die Buchhandlung war an diesem grauen Spätherbstnachmittag schon sehr gut besucht, ich möchte nicht wissen, wie das um Silvester herum da aussieht.
Sehr angenehm fand ich, dass man seine Garderobe und (kleine) Gepäckstücke bei der Garderobe abgeben kann - und zwar kostenlos und nur wenn man eine Eintrittskarte vorweisen kann.
Mit der Eintrittstageskarte kann man das Museum auch verlassen und am gleichen Tag zurückkehren, ohne neu bezahlen zu müssen. So kann man nach ein paar Stunden essen gehen (oder sich bei entsprechendem Wetter in den Tuilerien sonnen), und danach frisch gestärkt die sonstigen Abteilungen in Angriff nehmen.
Zweimal die Woche (derzeit montags und mittwochs) hat der Louvre bis 21:45 h geöffnet, sonst bis 18 h, dienstags geschlossen. Aus gut unterrichteten Kreisen hörte ich, dass zu den späten Zeiten erfahrungsgemäß wenig los sei und man selbst bei Mona Lisa von keinem fotografierenden Japaner oder palavernden Italiener gestört wird. Jetzt Anfang Dezember war (fern von Mona Lisa) auch nicht viel los und wir hatten unserer Ruhe. Wir hätten die Venus von Milo ohne Probleme von der Ferne ohne jeden Besucher im Blickfeld fotografieren können - wenn die Batterien vom Fotoapparat nicht leer gewesen wären.
Mag sein, dass zu den Hauptreisezeiten in Paris die Situation sich tagsüber anders darstellt. Dann muss man halt die richtige Reisezeit wählen.
Das Fotografieren im Louvre ist also erlaubt, allerdings wird empfohlen, keinen Blitz zu verwenden, was insbesondere die Japaner reihenweise ignorieren. Ich schätze, die Mona Lisa wird stündlich über 100 Mal per Blitz fotografiert. Allein das spricht schon dafür, dass dort nicht das Original ausgestellt wird.
Eintrittspreise
Für eine Tageskarte ohne jede Ermäßigung haben wir 7,50 EUR bezahlt, was ich für ein Museum dieses Ranges nicht zuviel finde. Ermäßigt oder nach 15 Uhr bezahlt man 5 EUR, was für den Zweitbesuch insbesondere an den langen Abenden echt lohnt. Besucher unter 18 Jahren, Arbeitslose etc. können jederzeit umsonst den Louvre besichtigen ! Das finde ich gerade für Schulklassen prima, so versucht man in Frankreich die Jugend an seine Kultur und Geschichte heranzuführen. Da sollte man sich hier mal ein Beispiel dran nehmen.
An jedem ersten Sonntag des Monats ist der Eintritt für alle Besucher frei. Wer es sich leisten kann, sollte an diesem Tag also NICHT den Louvre besuchen.
Fazit
Allein aus kunsthistorischer Sicht ist der Louvre immer einen Besuch wert - auch für Wiederkommer, denn auf einmal kann man dieses Museum gar nicht erfassen. Den Eintrittspreis finde ich nicht zu hoch, gemessen an der Menge zu besichtigender Stücke. Auch die Tatsache, dass viele Ruhebereiche und Sitzgelegenheiten geschaffen wurden, macht dieses Museum zu einem der angenehmsten das ich kenne.
Den einzigen Nachteil, den der Grand Louvre hat, ist - wie er schon heißt - dass er zu groß ist. Aber das rechtfertigt sicher keinen Stern Abzug von meiner Bewertung. Man muss den Louvre einfach mal gesehen haben.