Musée Picasso
Die bedeutendste Sammlung von Werken des Meisters aus Malaga.
Im Hôtel Salé (17. Jh.) sind mehr als 200 Gemälde untergebracht, die die künstlerische Entwicklung und den Lebensweg Picassos dokumentieren. Das Museum enthält eine außergewöhnliche Sammlung von Skulpturen, 3.000 Zeichnungen und Drucken sowie Keramiken des Meisters aus Malaga. Ergänzt werden die Exponate durch eine Schenkung, nämlich die private Sammlung des Künstlers, die aus etwa 50 Werken von ihm bewunderter Künstler besteht (Braque, Cézanne, Rousseau, usw.). Eintritt
5,50 € (Kinder Eintritt frei), 1. So im Monat Eintritt frei.
Öffnungszeiten
Apr.-Sept. tgl. außer Di 9.30-18 Uhr; Okt.-März tgl. außer Di 9.30-17.30 Uhr. 1. Jan., 25. Dez. geschl.
tel 01 42 71 25 21
5 r. de Thorigny
F - 75003 Paris
Die bedeutendste Picasso-Sammlung der Welt hat im Hotel Sale, einem herrlichen, lichten Stadtpalais aus der Zeit von Ludwig XIV., seinen idealen Rahmen. Ein hervorragender Überblick über das Werk des katalanischen Künstlers.
Als Picasso im April 1973 starb, fiel seinen Erben eine immense Hinterlassenschaft zu, von deren Umfang man sich erst nach und nach beim Inventarisieren der fabelhaften Unordnung von Picassos Ateliers eine Vorstellung machen konnte: Tausende von Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen, Keramiken, in 78 Schaffensjahren angehäuft.
Schwindel erregend war auch die Höhe der Erbschaftssteuer.
Die Familie Picasso ging schließlich auf den Vorschlag einer Dation ein, die Überlassung eines Teils der Werke - und zwar nicht der geringsten - an den französischen Staat: insgesamt 203 Gemälde, 158 Skulpturen, mehr als 3000 Zeichnungen und Gravuren, 16 Papiers Colles, 88 Keramiken.
Der Anstoß für das Picasso-Museum war hiermit gegeben. Hinzu kam die persönliche Kunstsammlung, die Picasso dem Louvre vermacht hatte, darunter Bilder von Cezanne, Matisse, Derain und dem Zöllner Rousseau.
Als Ausstellungsort erkor man ein leerstehendes, völlig verwahrlostes Hotel Particulier im Marais, das vom Dach bis zu den Kellergewölben sorgfältig restauriert wurde.
Das Hotel Sale (1656-60) ist das Werk von Jean Boullier, einem eher unbekannten Architekten aus Bourges. Bauherr war Aubert de Fontenay, königlicher Salzsteuereintreiber, an den die Bevölkerung >gesalzene< Abgaben zu zahlen hatte - daher der Name Hotel Sale.
Wie glücklich sich Picassos Werk in diesem Rahmen entfaltet, spürt man schon beim Betreten des Treppenhauses, einem strahlend hellen Raum, dessen grandiose Wirkung Girlanden, Medaillons und kräftige Putti steigern.
Die Klarheit der Räumlichkeiten bringt Ruhe in das so verwirrend vielfältige, provozierende CEuvre. Chronologisch präsentiert, zeigt die Sammlung alle Metamorphosen des atemberaubenden Formenschöpfers und -zerstörers. Das Mobiliar entwarf übrigens der Bildhauer Diego Giacometti.
Die ersten Bilder sind Zeugnisse der künstlerischen Reife des 14-jährigen Picasso. An dem düsteren Selbstporträt der Blauen Periode, die mit der Ankunft in Paris zusammenfällt, lassen sich Armut und Einsamkeit des Künstlers in diesem Winter 1901 ablesen.
Nach der melancholischen Rosa Periode (Les deux Freres, 1906) zeigt sich die zunehmende Schematisierung der Formen im Selbstporträt von 1906.
Einige Studien dokumentieren die lange Entwicklungsgeschichte (1906/07) der Demoiselles d'Avignon (MOMA, New York), eines Schlüsselwerkes, welches als erster tief greifender ästhetischer Umbruch zum Kubismus überleitet.
Die Diskontinuität der Darstellung des Volumens wird bald zum zentralen Problem, z. B. in Tete de Femme (1909). Ein Hauptwerk des analytischen Kubismus ist L'Homme a la Mandoline (1911), als menschliche Figur fast nicht mehr zu entziffern.
La Nature Morte a la Chaise Cannee (1912) dokumentiert als erstes Papier Colle, hier mit einem Stück Wachstuch, wie Picasso die jahrhundertealten Traditionen der Malerei in Frage zu stellen beginnt. Auf die Papiers Colles folgen die delikaten Konstruktionen und Assemblagen, von denen das Museum ein schönes Ensemble besitzt.
Doch der Kubismus ist nur eine Etappe. Die Rückkehr zur klassischen Figuration illustrieren das Portrait d'Olga (1917), die massiven Deux Femmes Courant a la Plage (1922) und La Flute de Pan (1923), das Hauptwerk dieser Zeit.
Das Jahr 1925 bringt eine weitere Metamorphose. Unter dem Einfluss des Surrealismus bricht ungeahnte Aggressivität aus den Bildern hervor, z. B. in Le Baiser (1925) mit den monströsen Badenden. Das Werk La Crucifixion (1930) nach Grünewald, in dissonanten Farben und flachen, verzerrten Formen ist die Synthese der expressiven Formensprache dieser Jahre. Mit dem Thema der Corrida und der Minotauromachie bildet sie eine mythische Trilogie. Aus dieser Zeit stammt auch die Serie von Sandreliefs. Die Frauen, die in Picassos Leben eine Rolle spielten, sind allgegenwärtig. Zwischen 1930 und 1935 ist es die sanfte Marie Therese, Modell der kraftvollen Büsten und der sinnlichen Arabesken vieler Nus Couches. Ab 1937 taucht die Fotografin Dora Maar auf, selbstbewusst und ausdrucksstark.
Sie ist das Modell der Femme qui pleure (1937), das Bild der Verzweiflung und des Leids, das mit La Suppliante (1937), dem spanischen Bürgerkrieg und Guernica (1937, Prado, Madrid) zusammenfällt.
Die glücklichere Nachkriegszeit illustrieren eine schöne Sammlung von Keramiken sowie Skulpturen und humorvolle Assemblagen, alle von großartiger plastischer Erfindungsgabe (La Chevre, 1950, Perlte Fille Sautant a la Corde, 1950).
Mit den Femmes d'Alger nach Delacroix (1955) und den verschiedenen Versionen des Dejeuner sur l'Rerbe nach Manet (1960/61) kommentiert Picasso erneut die Malerei der Vergangenheit. Die Werke des 90-jährigen schließlich sind so dynamisch wie die seiner Jugend: Le Baiser (1969), nicht minder vehement als das 1925 gemalte Werk, und das tragische, fürchterliche Selbstbildnis Vieil Ramme Assis (1970/71).
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