Film und Kinos in Paris

Paris im Film

Mit »Unter den Dächern von Paris« (1930) von Rene Clair trug selbst die im Studio nachgebaute Stadt nicht unwesentlich zum Traumbild Paris bei. Mit >poetischem Realismus< hat Lazare Meerson für diesen Film die Kulissen von Menilmontant und für »14. Juli« (1932) das populäre Paris der Feuerwehrbälle und Conciergen geschaffen.

Auch Marcel Carne wählte einen genialen Ausstatter: Alexander Trauner baute für »Hotel du Nord« (1937) den den Kanal Saint Martin nach und für den Kultfilm »Kinder des Olymp« (1945, Drehbuch von Jacques Prevert) den Boulevard du Crirne (heute Boulevard du Temple).

In seinen Memoiren hat Carne die sorgfältigen Recherchen beschrieben, die er im Musee Carnayalet und der Nationalbibliothek für Ausstattung und Kostüme betrieben hatte.

Die atmosphärisch dichten Filme von Jacques Becker führen iri bestimmte Milieus und Viertel von Paris, »Haute Couture« (1945) in die Welt der Modeschöpfer, »Zwei in Paris« (1947) ins Arbeitermilieu im 18. Arrondissement der Nachkriegszeit.

Der komödiantische Spielfilm »Jugend von heute« (1949) folgt fünf jungen Leuten ins Saint Germain der Nachkriegszeit, während »Goldhelm« (1952) im Paris der Jahrhundertwende, im Milieu der Kleinkriminellen und Zuhälter spielt, und »Wenn es Nacht wird in Paris« (1954) in der Unterwelt an Montmartre und Pigalle.

Im Mittelpunkt von »Montparnasse 19« (1957) steht die Geschichte von Amedeo Modigliani, den Gerard Philippe verkörpert.

In »Außer Atem« (1959) erzählt Jean­Luc Godard die Liebesgeschichte zwischen einem wegen Polizistenmordes gesuchten Autodieb und einer amerikanischen Studentin.

Die Filmemacher der Nouvelle Vague verließen die Studios und ging in Freie, ihr Dekor war die Wirklichkeit - Paris wurde überdies nicht nur zum Originalschauplatz, sondern oft auch zum Thema.

Zum Weltruhm von Raymond Queneaus Göre »Zazie in der Metro« (1959) hat die Verfilmung von Louis Malle (1960) wesentlich beigetragen. Die Provinzgöre Zazie, nur kurze Zeit in Paris, hat keinen sehnlicheren Wunsch als mit der Metro zu fahren, die aber gerade wegen eines Streiks lahmgelegt ist.

In »Mittwoch zwischen 5 und 7« (1961) von Agnas Varda folgt die Kamera der Heldin durch Paris - die Chansonette Cleo erfährt, wie krank sie ist.

In Jacques Rivettes Film »Paris gehört uns« (1962) probt eine Gruppe von jungen Amateuren für eine Shakespeare-Aufführung, da geschieht ein Todesfall. Ein Mädchen geht dem Rätsel in einem düsteren Paris nach.

»Die letzte Metro« (1980) von Francois Truffaut führt ins Paris Zeit der deutschen Okkupation: Während der jüdische Theaterbesitzer Lucas Steiner (Heinz Bennent) sich im Keller versteckt hält, steht seine Ehefrau Marjon (Catherine Deneuve) oben weiter auf der Bühne, zusammen mit Bernard (Gerard Depardieu)...

Wegen der vielen Nacht- und Innenszenen wirkt der Film wie im Studio gedreht, obwohl er in einer Schokoladenfabrik an der Porte de Clichy entstand.

Nicht nur »Vollmondnächte« (1984) von Eric Rohmer führt in die Pariser Vorstädte, sondern auch andere seiner Filme- für »Der Freund meiner Freundin« (1987) etwa liefert Cergy-Pontoise die Kulisse.

Eindrucksvoll, aber leider selten zu sehen sind die Dokumentarfilme von Raymond Depardon: »Reporter« (1980) handelt von der Prorninentenjagd von Journalisten und Photographen, »Faits Divers« (1983) von der Arbeit in einer Pariser Polizeiwache, »Urgenees« (1987) von der Notaufnahme des Krankenhauses Hotel­Dieu.

Die formal bewußt kargen und sehr sachlichen Aufnahmen vermitteln Alltagsbeobachtungen, wie sie dem Paris Besucher nichtzugänglich sind.

Auch »Auf offener Straße« (1992) von Bertrand Tavernier, ein Spielfilm über die alltägliche Arbeit in einem Drogendezernat, ist trotz des Verzichts auf genre-übliche Action überaus spannend.

In einem anderen Film, »Round Midnight« (1986), hatteTavernier die Atmosphäre der Jazzkeller in Saint-Germain wiederauferstehenlassen.